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Frauenquote: Warum sie mehr als nur eine Zahl ist – und was wirklich zählt

von Dr. Martina Rudy

Seit 2015 ist die Frauenquote in Deutschland gesetzlich verankert – und seitdem wird sie leidenschaftlich diskutiert. Sie polarisiert, provoziert und wirft Fragen auf: Brauchen wir sie wirklich? Führt sie zu mehr Gerechtigkeit oder zu neuen Ungerechtigkeiten? Und vor allem: Was hat sie bisher bewirkt?

Die Frauenquote: Ein kurzer Rückblick

Wie alles begann

Anfang der 2000er Jahre war der Frauenanteil in den Chefetagen deutscher Unternehmen erschreckend niedrig. Vorstands- und Aufsichtsratsposten waren fast ausschließlich mit Männern besetzt. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie führten zu kaum spürbaren Veränderungen. Erst als  Frauenverbände wie FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte) konsequent Lobbyarbeit betrieben, kam Bewegung in die Sache. 2015 wurde das erste Gesetz zur Frauenquote verabschiedet: 30 Prozent der Aufsichtsratsposten in börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mussten fortan mit Frauen besetzt werden. (Details sind auf der website von FEMALESUCCESS  unter Regularien zu finden)

Warum gerade die Aufsichtsräte?

Der Aufsichtsrat entscheidet, wer in den Vorstand kommt – und damit auch über die Unternehmenspolitik. Die Quote sollte also von oben wirken: Wenn mehr Frauen in Aufsichtsräten sitzen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch mehr Frauen in Vorstände und ins Top Management berufen werden.

Die Entwicklung seit 2015

Seit 2021 gibt es eine weitere Verschärfung: In Vorständen mit mehr als drei Mitgliedern muss mindestens eine Frau vertreten sein. Zudem gibt es EU-Regelungen, die den Druck erhöhen. Doch die Quote betrifft nur einen kleinen Kreis von Unternehmen – börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Konzerne. Viele andere Unternehmen, auch große Mittelständler, sind nicht verpflichtet, die Quote umzusetzen. Stattdessen gelten für sie oft unverbindliche „Zielgrößen“ – die in der Praxis leider häufig ambitioniert klingen, aber bislang wenig bewirkt haben

Warum die Frauenquote notwendig ist

Sie schafft Bewusstsein – und verändert die Unternehmenskultur

Die Einführung der Quote hat nicht nur Zahlen verändert, sondern auch die Köpfe. Mit der Zeit  wurden Frauen in Unternehmen sichtbarer. Netzwerke entstanden, Förderprogramme wurden aufgelegt, und die Frage „Haben wir eine Frau für diese Position?“ wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Quote hat klar gezeigt: Es gibt genug kompetente Frauen – man muss sie nur suchen und fördern.

 Die „gläserne Decke“

Viele Frauen stoßen in ihrer Karriere an unsichtbare Barrieren. Die Quote hilft, diese zu durchbrechen. Sie sorgt dafür, dass Frauen nicht länger vom Wohlwollen einzelner Männer abhängig sind, sondern dass ihre Kompetenz und ihr Potenzial systematisch berücksichtigt werden.

Diverse Teams sind erfolgreicher

Studien zeigen: Heterogene Teams sind innovativer und wirtschaftlich erfolgreicher. Die Frauenquote ist also nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch der Wirtschaftlichkeit. Wer auf 50 Prozent der Talente verzichtet, verzichtet auf 50 Prozent des Erfolgs.

Türöffner – aber keine Garantie

Die Quote öffnet Türen, aber sie garantiert keinen Erfolg. Frauen müssen sich in ihren Positionen beweisen – genau wie Männer. Doch ohne die Quote hätten viele dieser Türen nie geklingelt.

Kritik an der Frauenquote – und wie man ihr begegnet

„Die Quote führt zu Quotenfrauen“

Ein häufiger Vorwurf: Frauen würden nur wegen der Quote eingestellt und nicht wegen ihrer Kompetenz. Doch die Realität zeigt: Es gibt genug qualifizierte Frauen – sie wurden nur lange übersehen. Frauennetzwerke und gezielte Förderprogramme haben bewiesen, dass der Mangel an Frauen in Führungspositionen kein Kompetenz-, sondern ein Sichtbarkeitsproblem war.

„Wir sollten nur nach Kompetenz entscheiden“

Natürlich sollte Kompetenz entscheidend sein. Doch solange unbewusste Vorurteile und strukturelle Benachteiligungen existieren, braucht es Regeln, die Chancengerechtigkeit herstellen. Die Quote ist kein Gegensatz zur Kompetenz – sie sorgt dafür, dass Kompetenz unabhängig vom Geschlecht gesehen wird.

„Die Quote diskriminiert Männer“

Die Quote zielt nicht darauf ab, Männer zu verdrängen, sondern darauf, Frauen die gleichen Chancen zu geben. Sie schafft eine Ausgewogenheit, die ohne sie nicht entstehen würde.

Was wirklich zählt: Nachhaltige Strategien statt Symbolpolitik

Die Frauenquote allein reicht nicht aus, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Unternehmen müssen aktiv werden, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Drei konkrete Schritte:

1. Frauennetzwerke aufbauen

Netzwerke machen kompetente Frauen sichtbar und schaffen eine Plattform für Austausch und Förderung. Sie helfen Unternehmen, Talente zu identifizieren und zu entwickeln.

2. Individuelle Wiederbesetzungsquoten einführen

Statt nur auf die gesetzliche Quote zu schauen, sollten Unternehmen selbst festlegen: Bei jeder freien Position wird eine bestimmte Anzahl von Frauen berücksichtigt. So entsteht langfristig eine natürliche Parität.

3. Mentoring- und Förderprogramme etablieren

Frauen brauchen gezielte Unterstützung, um in Führungspositionen zu wachsen. Mentoring-Programme, Trainings und individuelle Karriereplanung sind entscheidend.

Die Zukunft der Frauenquote: Wohin geht die Reise?

Bisher betrifft die Quote nur einen kleinen Teil der Wirtschaft. Es ist Zeit, sie auf mehr Unternehmen – insbesondere den Mittelstand – auszuweiten. Nur so können wir flächendeckende Veränderungen erreichen.Langfristig sollte das Ziel sein, eine echte Parität in Führungspositionen zu erreichen. Die Quote ist hier ein erster Schritt

Die Frauenquote ist nicht nur eine Frage der Wirtschaft, sondern der Gesellschaft. Wir brauchen eine Kultur, in der Frauen und Männer gleichberechtigt sind – in Unternehmen, in der Politik und im Alltag.

Fazit: Die Frauenquote ist ein notwendiger Impuls

Die Frauenquote hat viel bewegt – aber sie ist kein Allheilmittel. Sie ist ein notwendiger Impuls, um Bewusstsein zu schaffen und Türen zu öffnen. Doch der eigentliche Wandel entsteht, wenn Unternehmen und Gesellschaft gemeinsam daran arbeiten, Chancengerechtigkeit nicht nur zu fordern, sondern zu leben.

Ich bin überzeugt: Die Frauenquote ist kein Ende, sondern ein Anfang. Ein Anfang, um die Potenziale aller zu nutzen – für eine Wirtschaft, die innovativ, gerecht und erfolgreich ist.

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