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Von der M&A Juristin zur Vorständin: So wird “Frau” Vorstand

von Dr. Marie-Theres Thiell

Ich werde oft gefragt: „Marie, wie wurdest du eigentlich Vorstand?“ Diese Frage ist berechtigt, denn als Vorstand wird man nicht geboren.

Mein Weg in einer männerdominierte Branche 

Meine Laufbahn begann bei der RWE. Ich wurde zunächst als Juristin im Gesellschaftsrecht eingestellt, aber mir war schon früh klar, dass ich mehr als nur in einer Stabsfunktion arbeiten möchte.

Als im Zuge einer Unternehmensumstrukturierung mein Bereich aufgelöst wurde, bot sich mir schließlich die Chance, in eine operative Rolle zu wechseln.

Als die Veränderung konkret wurde, hatte ich mich bereits intensiv mit den Tochtergesellschaften im Ausland beschäftigt und sah, dass in Ungarn eine neue Führungsstruktur aufgebaut werden musste.

Ich erarbeitete ein Konzept, warum ich die richtige Person für diesen Job war. Dabei argumentierte ich nicht, warum ich die Position wollte, sondern warum es für das Unternehmen vorteilhaft wäre, mich dort einzusetzen. 

Ich hatte Glück, dass der damalige RWE CEO auf mich zukam und mich fragte, was mit mir passieren solle, da ich immer auf den Potenziallisten stand, aber keiner wusste, wofür. Da wusste ich bereits, was ich wollte. 

Warum warst du die Richtige für den Job?

Ich bin Juristin, aber als Gesellschaftsjuristin musste ich mich nie vor Gericht beweisen, sondern meine Aufgabe war es vielmehr, Konsortialverträge zu verhandeln und Menschen zusammenzubringen. Das war meine Stärke. 

Ich habe mich in den neuen Bundesländern stark in die Fusionen und das Beteiligungsmanagement eingebracht und dabei die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretungen gesucht und stets vertrauensvoll zusammengearbeitet. Dies hat mich von anderen in meinem Bereich abgehoben.

Mein Konzept überzeugte und so trat ich am 1. Mai 2005 meine Stelle als Finanzvorstand der RWE-Konzerngesellschaften in Ungarn an. Zunächst war ich CFO, dann CEO der Unternehmensgruppe. 

In all meinen Positionen habe ich mich als Teil der jeweiligen Unternehmensfamilie vor Ort gesehen, was mir große Erfüllung und einen großen Rückhalt bei meinen Mitarbeitenden gab.

Die Bereitschaft, die Komfortzone zu verlassen

Karriere erfordert oft die Bereitschaft, unbequeme Wege zu gehen und sich aus der Komfortzone zu bewegen. Viele, die eine Karriere im Vorstand anstreben, möchten dies am liebsten vor der Haustür tun. Ich habe den Schritt gewagt, war mobil und bin nach Budapest gegangen. In den 2000er-Jahren war das noch ein „Middle of Nowhere“, wo niemand hinwollte. Dieser Schritt zur Seite hat meine Karriere gefördert, denn ein Erfolg in einer Nischenposition öffnet oft Türen für größere Verantwortungen.

Auch wenn es eine hohe zeitliche Belastung bedeutet, da man sieben Tage die Woche, 24 Stunden, für das Unternehmen da sein muss, habe ich diesen Schritt nie bereut. Man bekommt dafür eine große Erfüllung und ein grossartiges berufliches Netzwerk zurück.

Aber man muss auch wissen, welche Kompromisse man bereit ist, in seiner persönlichen Freiheit einzugehen. Denn alles geht nicht! 

Was ich heute anders machen würde

Wenn ich der jungen Marie von damals heute etwas raten würde, dann wäre es, früher in eine operative Funktion zu wechseln. Ich war bereits 46, als ich den Schritt nach Ungarn wagte, weil ich zu lange dachte, ich hätte in der Stabsfunktion in der Zentrale den besten Job im gesamten Konzern. Doch nur in einer operativen Position kann man wirklich etwas bewegen. 

Also, liebe Kolleginnen: Macht was! Wartet nicht zu lange, gebt eurem Ehrgeiz Raum. Dies bringt Erfüllung und macht Euch zufrieden. 

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